Panorama

Special Award für Verdienste im Leistungssport an René Zehnder

Der Baumeister des Erfolgs

Der frühere Kranzschwinger René Zehnder hat den HSC Suhr Aarau als Vereinspräsident in der NLA der Handballer etabliert – nun wird der 63-jährige Suhrer mit dem Special Award geehrt.

«Die Auszeichnung freut mich riesig. Es ist eine grosse Ehre», sagt René Zehnder. Der Präsident des Handballvereins HSC Suhr Aarau, der seinen Rücktritt auf das Ende der laufenden Saison angekündigt hat, wird mit dem Special Award 2021 ausgezeichnet. Der Suhrer ist nach der Kanutin Sabine Eichenberger (2019) und dem Landhockeyaner Kudi Müller (2020) der dritte Preisträger, der für seine Verdienste im Leistungssport im Kanton Aargau geehrt wird. Damit hat er gleich doppelt Grund zum Feiern, steht doch am kommenden Dienstag, 23. Februar, sein 64. Geburtstag an.

Der (erfolgreiche) Umweg über den Schwingsport

René Zehnders Weg in den Handballsport scheint schon früh vorgezeichnet: Schon als Bub gross und kräftig, Linkshänder und dann auch noch Suhrer – ideale Voraussetzungen eigentlich für einen Handballer. Und so nimmt der vermeintlich absehbare Weg im Sport mit dem Eintritt in den RTV Oberentfelden seinen Lauf.

Doch dann, im Alter von 15, 16 Jahren, geschieht etwas Unvorhersehbares: René Zehnder wird vom Schwingklub Aarau eingeladen, einmal an einem Training teilzunehmen. «Mit meinen 193 Zentimetern Körpergrösse und dem späteren Gewicht von 112 Kilogramm war ich natürlich prädestiniert für den Schwingsport», sagt er, der damals eine Lehre als Lastwagenmechaniker begann. Das Probetraining gefällt ihm, und so betreibt er fortan Sport in Zwilchhosen. «Der Einzelsport hat mich enorm fasziniert. Ob Sieg oder Niederlage, du bist für alles selber verantwortlich », sagt er.

Im Sägemehl feiert René Zehnder schnell Erfolge: Seinen ersten von insgesamt 35 Kränzen gewinnt er bereits mit 18 Jahren. Als persönliche Highlights bezeichnet er die gewonnenen Kränze am Schwarzsee und am bernisch Kantonalen sowie seine Teilnahme am Kilchberg-Schwinget, bei dem jeweils nur 60 Schwinger antreten dürfen, im Jahr 1984. Auch an die beiden Festsiege an Schwingfesten in den USA 1982 und 1986 erinnert sich René Zehnder gerne. Zum Eidgenossen indes hat es ihm trotz den beiden Teilnahmen 1983 und 1986 nicht gereicht, das eine Mal fehlte gerade einmal ein halber Punkt.

Den Erfolgen zum Trotz arbeitet René Zehnder als Lastwagenmechaniker. Der Schwingsport von damals war noch weit von der heutigen Professionalität weg. Anfang der 1990er-Jahre heuert er als Lastwagenverkäufer beim Küttiger Unternehmen Graf Nutzfahrzeug AG an. Gegen Ende des Jahrzehnts gründet er zusammen mit seiner Ehefrau Doris eine eigene Familie: Tochter Julia und ein Jahr später Sohn Manuel werden geboren. Zusammen mit einem Partner übernimmt René Zehnder schliesslich die Graf Nutzfahrzeug AG und wird zum Unternehmer.

Rückkehr in den Handballsport erfolgt über den Sohn

Zum Handball zurück findet er über seinen Sohn Manuel, der im Alter von vier Jahren im Nachwuchs des damaligen TV Suhr anfängt. «Der Verein hat damals einen Sportchef für den Nachwuchs gesucht. Und nachdem ich diese Aufgabe übernommen hatte, führte in der Folge eines zum anderen», erinnert sich René Zehnder. Er unterstützt den Verein bei der Sponsorensuche und wird selber zum Unterstützer.

Seine Grosszügigkeit ist eine Eigenschaft, die immer wieder genannt wird, wenn man mit langjährigen Wegbegleitern von René Zehnder spricht. So bietet er gemeinsam mit seiner Familie beispielsweise auch Neuverpflichtungen aus dem Ausland immer wieder ein Obdach, bis ihnen die vom Verein gestellten Wohnungen zur Verfügung stehen. Auch die aktuellen Kaderspieler David Poloz oder Martin Slaninka  haben diese Erfahrung gemacht. Und auch das längst zur Tradition gewordene Team-Grillfest des HSC im Sommer findet jährlich im Garten der Zehnders in Suhr statt.

Ein paar Jahre nach der Fusion von TV Suhr und BTV Aarau nimmt René Zehnder auf die Saison 2012/2013 hin als Nachwuchsverantwortlicher Einsitz im Vorstand des HSC Suhr Aarau. Im Januar 2015, nach dem Rücktritt des damaligen HSC-Präsidenten Dr. Peter Treyer, bildet er zusammen mit Andy Siegenthaler ein Co-Präsidium. In derselben Form führt er den Verein in der Saison 2015/2016 zusammen mit Thomas Kähr. Seit dem letzten Aufstieg in die NLA im Frühling 2016 präsidiert René Zehnder den HSC in Eigenregie.

Die Entwicklung kulminiert im Gewinn des Supercups 2020

Das damalige Budget von 600 000 Franken hat sich unter seiner Führung fast  verdoppelt. Der HSC hat sich mittlerweile sportlich massiv weiterentwickelt und in der NLA etabliert. Das alles kulminiert im Sommer 2020 im Gewinn des Supercups – dem ersten Titel für den Verein nach 20 Jahren. Trotz seiner Faszination für den Einzelsport sind es diese Momente, die den Mannschaftssport für ihn so einzigartig machen: das gemeinsame Feiern! «Da wird man brutal mitgerissen. Die Emotionen, der Zusammenhalt – das ist unvergleichlich», sagt René Zehnder. Und so wird er auch die Auszeichnung mit dem Special Award feiern – wenn auch Corona-bedingt (vorerst) nur im kleinen Kreis der Familie.

Quelle: Aargauer Zeitung, Dean Fuss. 20.02.2021

Foto: Gesa Gaiser (IG Sport Aargau) und Daniel Angelini (VASJ, links) überreichen dem Preisträger René Zehnder den Special Award für seine Verdienste im Leistungssport.
(Foto Wagner)

Beitrag auf TeleM1 vom 4. März 2021